v.l.n.r: Dr. Hans Friderichs, F.C. Gundlach, Peter Keetman, Foto: Claudia Heiendecker (?)
v.l.n.r: Dr. Hans Friderichs, F.C. Gundlach, Peter Keetman, Foto: Claudia Heiendecker (?)
Preisübergabe an Peter Keetman (links) durch Dr. Hans Friderichs (Mitte) und F.C. Gundlach (rechts), Foto: Claudia Heiendecker (?)
Preisübergabe an Peter Keetman (links) durch Dr. Hans Friderichs (Mitte) und F.C. Gundlach (rechts), Foto: Claudia Heiendecker (?)
Preisverleihung 1991 in München, Foto: Claudia Heiendecker (?)
Preisverleihung 1991 in München, Foto: Claudia Heiendecker (?)
Photo: pv/Peter Keetman
Photo: pv/Peter Keetman
Photo: pv/Peter Keetman
Photo: pv/Peter Keetman
Photo: pv/Esa Keetman
Photo: pv/Esa Keetman
Photo: pv/Peter Keetman
Photo: pv/Peter Keetman
Auszeichnung: KulturpreisJahr: 1991Ausgezeichnet wurde: Peter Keetman

"Mit der Verleihung ihres Kulturpreises 1991 an Peter Keetman ehrt die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) einen Photographen, dessen Lebenswerk zweifelsohne zu den bedeutendsten Bildschöpfungen der deutschen Photographie nach 1945 zählt. Unter den zahlreichen Preisen, die die DGPh alljährlich vergibt, repräsentiert der 1959 erstmals verliehene Kulturpreis unbestritten die wichtigste internationale Auszeichnung ihrer Art in Deutschland. Unter den Preisträgern, die wegen ihrer herausragenden kulturellen, wissenschaftlichen und organisatorischen Verdienste um die Photographie bisher geehrt wurden, gehören neben Erfindern, Art-Direktoren, Verlegern und Photohistorikern auch zahlreiche Photographen und Photographinnen, darunter so illustre Namen wie August Sander, Man Ray, Herbert Bayer, Gisèle Freund, Ernst Haas, Bernd & Hilla Becher, Irving Penn und William Klein.

Der diesjährige DGPh-Kulturpreis- bestehend aus einer Urkunde und einer in Gold gefaßten Linse des bekannten Kölner Bildhauers Ewald Mataré - wird vom Präsidenten der DGPh Dr. Hans Friderichs in einem Festakt am 26. September 1991 im Großen Saal des Münchner Stadtmuseums an Peter Keetman überreicht.

Begleitend zur Kulturpreisverleihung findet im Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum eine umfangreiche Werk-
retrospektive des Photographen statt, die mit mehr als 150 Arbeiten einen Überblick sämtlicher Schaffensperioden über den Zeitraum von vier Jahrzehnten vermitteln wird. Neben den bekannten "fotoform"-Aufnahmen - respektive den Lichtschwingungen, den Bewegungsaufnahmen und abstrakten Naturstudien - werden auch zahlreiche unbekannte Arbeiten des Photographen aus den dreißiger und vierziger Jahren sowie Künstler- und Musikerportraits zu sehen sein. Weitere inhaltliche Schwerpunkte der Ausstellung, die vom Fotomuseum unter Leitung von Dr. Ulrich Pohlmann zusammengestellt wird, bilden eine Reportage aus dem Wolfsburger Volkswagenwerk im Jahr 1953 sowie Münchner Stadtansichten aus der Trümmerzeit und der Phase des Wiederaufbaus."

Herausgeber: Photoindustrie-Verband e.V., Presse und Information, Juli 1991

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Auszug aus der Laudation von Prof. F. C. Gundlach:

Mit der Verleihung des diesjährigen Kulturpreises an Peter Keetmann zeichnet die Deutsche Gesellschaft für Photographie nicht nur einen Photographen aus, der in seltener Konsequenz seinen ganz eigenständigen Weg gegangen ist - es wird damit zugleich ein Lebenswerk gewürdigt, das einen herausragenden Platz in der deutschen Nachkriegsphotographie einnimmt.

Als Peter Keetman 1976 anläßlich seines 60. Geburtstages von Bernd Lohse danach befragt wurde, internationalen Publikationen, die sich mit Stilfragen der Photographie befassen, er vertreten sei, nannte Peter Keetman "A Concise History of Photography" (1955) von Helmut Gernsheim sowie "Creative Photography, Aesthetic Trends" (1962) vom gleichen Autoren sowie "The Picture History of Photography" (1958) von Peter Pollack. "Und dann sind da die Stillen im Lande.." überschrieb Bernd Lohse damals seinen Beitrag fragte sich daraufhin: "Ist das nicht seltsam? Da arbeitet einer seit 25 Jahren... unter uns" - inzwischen sind es gute 40 Jahre! - "und bedeutende Stilgeschichten der Photographie zeigen jeweils mehrere seiner Bilder unter den Musterbeispielen aus dem jüngeren Schaffen - und wenn man heute einen ... Kreativen fragen wollte: 'Was halten Sie von Keetman? '", kann kennen "selbst recht Aufgeschlossene und Versierte unter den jüngeren Photographen" von seiner Arbeit wenig.  Doch die bedeutende Ausstellung zum 150-jährigen Jubiläum der Photographie, "On the Art of Fixing a Shadow", 1989 in der National Gallery in Washington, stellte 400 Arbeiten von 221 Photographen die Geschichte des Mediums dar. Für die deutsche Photographie der Nachkriegszeit waren drei Autoren ausgewählt: Otto Steinert, Toni Schneiders und eben Peter Keetman.

Obgleich Peter Keetman also als 'Klassiker' der bundesdeutschen Photographie nach 1945 gelten darf und als solcher international seit Jahrzehnten eingeführt ist, blieb ihm hierzulande eine angemessene breite Anerkennung bislang verwehrt. Ja sogar im Gegenteil: man hat fast den Eindruck, daß ihm die photographische Szene in seinem eigenen Land ein wenig vergessen hatte. Erst in der Rückschau auf 30 Jahre 'photokina', die 1980 in Köln gehalten wurde, und bei der auch Peter Keetmans Beitrag aus der ersten 'fotoform'-Präsentation von 1950 wieder zu sehen war, begann nunmehr eine durch die zeitliche Distanz gefilterte Wertschätzung seines Werkes zu wachsen. Dem folgten 1981 die Verleihung der "David octavius Hill - Medaille" der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner und eine Reihe von Einzelausstellungen in Galerien, 1988 die erste monographische Publikation über sein Werk.

Die Deutsche Gesellschaft für Photographie, die ihn immerhin schon 1951, im Jahr ihrer Gründung, zu ihrem ordentlichen Mitglied berufen hat, würdigt nunmehr dieses Lebenswerk mit der Verleihung des Kulturpreises 1991. Die Arbeit von Peter Keetman steht gewissermaßen stellvertretend für den Aufbruch einer damals jungen Fotografengeneration, die nach 1945 endlich selbst über ihr Leben verfügen und die Ziele ihrer Arbeit frei bestimmen wollte und konnte. Peter Keetman, der in diesem Jahr sein fünfundsiebzigstes Lebensjahr vollendete, hat als Mitglied der Gruppe 'fotoform' wesentlichen Anteil an diesem Aufbruch. Diese Gruppe wurde 1948 im Kreis von Wolfgang Reisewitz, Toni Schneiders, Otto Steinert und Ludwig Windstoßer gebildet und man hat Peter Keetman neben Siegfried Lauterwasser sogleich hinzugebeten. Mit ihm wird nun bewußt ein einzelner Photograph ausgezeichnet, unabhängig des Verdienstes und der künstlerischen Leistung der anderen Mitglieder und der historischen Rolle von 'fotoform' als Ganzem. Denn wenn ein Mitglied dieser Gruppe dem Grundgedanken strenger und formvollendet gestalteter Photographie treu geblieben ist, einer Photographie, die mit der Uniformität der Jahre vor 1945 und ihren verordneten Bildformeln brechen wollte, dann ist dies Peter Keetman. Auch die "malerische" Kunstfotografie mit ihren Weichzeichnereffekten und Unschärfen, die in jenen Jahren zu späten Ehren gekommen war, stand seinem Verständnis von einer abbildgenauen, mediengerechten Photographie deutlich entgegen. [...]

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Biografie Peter Keetman