Auszeichnung: Dr. Erich Salomon-PreisJahr: 1974Ausgezeichnet wurde: Zeitschrift "EPOCA"

Laudatio

Der Dr. Erich Salomon-Preis 1974 der Deutschen Gesellschaft für Photographie wird vergeben an die Zeitschrift

EPOCA, Mailand. 

Sie ehrt damit Redaktion und Verlag einer Publikation, die seit ihrem Erscheinen die Photographie in den Mittelpunkt ihrer redaktionellen Arbeit stellt, sei es in Form der Bildnachricht, der Bildreportage oder des großen Photo-Essays. Herausgeber und Redaktion betrachteten es von Anbeginn als eine ihrer zentralen Aufgaben, der in ausgezeichneter Qualität gedruckten Photographie durch ein modernes, lebendiges Layout jene Form der Präsentation zu verleihen, die dem Maßstab großer, internationaler Illustrierten unserer Zeit entspricht. Den Redakteuren,

Photographen und Grafikern von EPOCA gelang es in all den Jahren, dem äußeren Bild ihrer Zeitschrift trotzdem jenes typisch südländische Gepräge zu bewahren, das die Mentalität ihrer spezifischen Leserschaft berücksichtigt. Das exzellente optische Bild und das geistige Flair der heute in über 50 Ländern der Erde gelesenen Illustrierten basiert auf einer sensibel selektierenden journalistischen Arbeit und einer rasch zupackenden Aktualität. Das sind Eigenschaften, die einer Illustrierten im Zeitalter des Fernsehens alleine eine reelle Erfolgs-Chance bewahren.

In den nun bald 25 Jahren ihres Bestehens gelang es EPOCA, den raschen Wandel der gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Geschehnisse dieser Welt in erregenden, photographischen Berichten sichtbar zu machen und sich dabei - trotz des Wandels journalistischer Auffassungen und eines in diesen Jahren immens gewachsenen Anspruchs an die photographische und drucktechnische Qualität - mit Erfolg auch wirtschaftlich zu behaupten. Zwangsläufig und mit beachtlichen Einzelleistungen förderten die Photographen der Zeitschrift dabei den Durchbruch von der Schwarzweißphotographie zur Farbphotographie. Sie bildet heute den optischen Schwerpunkt aller Ausgaben.

EPOCA erschien erstmals im Oktober 1950 im Verlag Arnoldo Mondadori in Mailand. Die 24 Jahre ihres Bestehens lassen sich in drei Phasen gliedern. Die Jahre 1950 bis 1960 sind gekennzeichnet durch große sozialpolitische, wirtschaftliche, insbesondere aber durch über nationale Ereignisse orientierende Berichte. Sie galten dem Italien der schwierigen Nachkriegszeit, den Ängsten und Hoffnungen der italienischen Bürger um wirtschaftliche Konsolidierung. Es waren die Jahre, da man sich wieder das erste Auto kaufte, da Namen wie Fausto Coppi und Gino Bartali Schlagzeilen machten. 

Während der zweiten Phase - von 1960 bis 1970 - lenkte EPOCA die Aufmerksamkeit ihrer Leser mehr und mehr auf das internationale Geschehen, auf die aktuellen Ereignisse und Zustände der fünf Kontinente. Typisch hierfür waren die großen Bildreportagen über die schönsten Landschaften und Städte der Welt, und - in besonderem Maße - übergroße Kunstwerke und interessante Kunstschätze. EPOCA engagierte sich in diesen Jahren mit Vehemenz für Kampagnen zum Schutze der Natur.  Unvergessen sind die großen Farbreportagen mit sensationellen Photos

vom Wettrennen der Supermächte um die Eroberung des Weltraums, von der Landung des Menschen auf dem Mond und von der Weltausstellung in Osaka.

In der Periode von 1970 bis 1974 erfuhr die Zeitschrift unter der Chefredaktion von Antonia Dini ihre wohl nachhaltigste Veränderung. Die Leserschaft erneuerte sich total. Eine große Zahl von Frauen und die engagierte Jugend zählen nun zum Kreis der EPOCA-Leser und -Leserinnen. Obwohl die großen Themenkomplexe Gesellschaft, Politik, Kultur - und hier insbesondere interessante Berichte über die kunstschaffende Avantgarde - beibehalten werden, verändert sich das Gesicht der Zeitschrift. Insgesamt wird EPOCA farbiger, sowohl im Inhalt als auch in der optischen Gestaltung. Die Photographen der Zeitschrift, an ihrer Spitze Bildchef Mario De Biasi, glänzen mit großzügig und modern layoutierten Farbberichten.

Die wichtigsten photographischen Mitarbeiter sind Walter Bonatti, Sergio del Grande, Giorgio Lotti, Walter Mori, Marisa Rastellini. Sie sorgen mit ihrem großen Können auch heute für Exklusivität und Qualität der Bildberichterstattung und sind Gewähr dafür, daß erstklassige Photographie das Gesicht der EPOCA von morgen bestimmen wird.

Präsident: Dr. Gerhard Schröder, MdB, Bundesminister a. D., Bonn / Vizepräsident: L. Fritz Gruber, Köln