Andreas Rost. 3. Oktober 90

Andreas Rost, geboren 1966 in Weimar, machte nach dem Abitur in Dresden zunächst eine Photographenlehre und begann 1988 ein Studium an der Hochschule für Graphik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Dort waren Arno Fischer, DGPh-Salomon-Preisträger 2000, und die 1992 mit dem Kulturpreis der DGPh ausgezeichnete Photographin Evelyn Richter  seine Lehrer.


Als 24-Jähriger streunte Rost, bewaffnet mit einer mit Schwarzweiß-Film geladenen Bridgekamera und einem starken Blitzgerät,  in der Nacht zum 3. Oktober 1990 in Berlin durch die erwartungsfrohen Massen, die sich zur Feier der Wiedervereinigung am Brandenburger Tor versammelt hatten, um den Ausruf „Wir sind das Volk“ in die neue Version „Wir sind ein Volk“ zu ändern. Dabei haben die von ihm abgelichteten Personen den Photographen zumeist einfach ignoriert.  Bei seinem Streifzug sind daher keine Aufnahmen von Jubelszenen entstanden sondern von eher skeptischen, was wird die gemeinsame Zukunft wohl bringen fragenden Gesichtern. „Ich hatte das Bestreben, ein möglichst großes Spektrum abzulichten zwischen jung und alt, Ost und West und verschiedenen sozialen Schichten“, sagte der Photograph einmal. Und so zeigen seine vor nunmehr 30 Jahren Photographierten oft auch eine gewisse Unsicherheit.
Ähnlich wie August Sander habe Andreas Rost die Menschen gesehen, meint der Photograph, Autor und Hochschullehrer Rolf Sachsse in seinem, das Buch abschließenden Essay „Berlin aus Rand und Band“. Dabei war Rost, aufgewachsen in Dresden und einige Jahre in Leipzig studierend, die Stadt Berlin 1990 eher noch ein wenig fremd – ähnlich wie dem aus dem Siegerland stammenden August Sander die Stadt Köln.


In seiner Einleitung zum dem im Verlag Wasmuth & Zohlen, Berlin, erschienenen Buch „3. Oktober 90“ meint Matthias Flügge, dass Rosts Photographien jetzt, 30 Jahre nach deren Entstehung, die Situation, deren ökonomische Verwerfungen und Veränderungen viel klarer als damals zeigen: „Aus der Masse treten nun die Individuen und ihre Schicksale deutlich hervor“.  Der Kunsthistoriker und Kurator schließt mit der Feststellung: „Rosts Bilder zeigen Geschichte, aber sie sind noch längst nicht Geschichte. Die Operation deutsche Einigung ist noch nicht abgeschlossen. Es ist noch immer fünf nach zwölf.“ (vZ)

Andreas Rost 
3. Oktober 90

78 Seiten mit 66 Photographien
Format: 22x30 cm , Klappenbroschur
Berlin, Wasmuth & Zohlen Verlag
ISBN: 978-3-8030-3412-0
24,80 €