35 Jahre FMTF: Lennart-Nilsson-Konferenz
Wissenschaftsfotografie-Kongress in Stockholm

Am 9. bis 11. Oktober 2003 trafen sich in Stockholm mehr als 120 Wissenschaftsfotografen zur 1. Lennart-Nilsson-Conference. Zu Ehren des weltberühmten Wissenschaftsfotografen und DGPh-Kulturpreisträgers wurde unter der Leitung von Allan Larson und seiner Mannschaft im Karolinska-Institut ein hochkarätig besetzter Kongress zur Wissenschaftsfotografie veranstaltet. Gleichzeitig feierte man damit das 35jährige Bestehen der schwedischen Gesellschaft für Medizin- und Wissenschaftsfotografie (FMTF).

RIT Big Shot Nr.: 20: Royal Palace, Stockholm, Schweden, 9. Oktober 2003, Zeit: 19.30 Uhr, Temperatur: 7°C, Teilnehmer: 400 Personen, Belichtungszeit: 45 Sekunden, Blende 16, Kamera: Sinar F, Optik: 65 mm, Film: Kodak Portra 400 NC

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Nach der Kongresseröffnung, die durch Prof. Hans Wigzell, den Dekan des Karolinska-Instituts, vorgenommen wurde, stand der Kongress zunächst ganz im Zeichen von Workshops und Vorträgen, die sich vorwiegend mit Themen rund um die digitale Fotografie und die elektronische Bildbearbeitung befassten.

Ein besonderes Schmankerl hatten sich die Organisatoren für den Samstag ausgedacht. An diesem Tag kamen die bisherigen Preisträger des Lennart Nilsson Awards zu Wort. Dieser mit 100.000 schwedischen Kronen dotierte Preis existiert seit 1998. Er wird für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaftsfotografie verliehen. Die Preisträger werden von einem Nominierungs-Komitee unter Leitung von Professor Michael Peres, Rochester, vorgeschlagen. Deutsches Mitglied ist Dr. Wolfgang Bengel. Entschieden wird dann vom Board, dem verschiedene schwedische Persönlichkeiten, unter ihnen Professor Wigzell und Lennart Nilsson selbst, angehören. Im vergangenen Jahr schafften es die deutschen Bewerber Nicole Ottawa und Oliver Meckes den Preis zugesprochen zu bekommen.
Man kann sich vorstellen, dass die Vorträge dieser Preisträger ein Fest für die Augen darstellten. Insbesondere die Bilder von Ottawa/Meckes und die faszinierenden Unterwasser-Aufnahmen des weltberühmten New Yorker National Geographic Fotografen David Doubilet müssen hier hervorgehoben werden.

Ein weiteres Highlight dieser Veranstaltung war „The Big Shot“. Unter diesem Namen verbirgt sich ein fotografisches Event, das seit 1987 von den RIT (Rochester Institute of Technology) Professoren Michael Peres und William DuBois und seiner Frau Dawn jedes Jahr durchgeführt wird. Mit Plattenkameras werden bekannte Gebäude und Landschaften der USA in einer Langzeitbelichtung aufgenommen. Beleuchtet werden die Objekte von Hunderten Studenten des RIT und weiteren Freiwilligen, die kleine Handblitzgeräte verwenden. So auch in diesem Jahr. Man hatte von der Verwaltung Stockholms und dem schwedischen Königshaus die Erlaubnis bekommen, den Königspalast zu fotografieren. Dazu musste die Außenbeleuchtung ab- und die Innenbeleuchtung eingeschaltet werden. Etwa 400 Stockholmer, informiert über Radio und Presse, fanden sich nach Einbruch der Dunkelheit ein und gaben ihr Bestes zur Ausleuchtung des markanten Bauwerks. Aufgezeichnet wurde das Bild auf Film, der noch in der Nacht entwickelt und eingescannt wurde. Am nächsten Tag präsentierten die stolzen Professoren den Kongressteilnehmern ein großformatig ausgedrucktes Bild, wahrlich ein „Big Shot“.

Der Kongress wäre kein schwedischer Kongress, wäre er nicht gleichzeitig auch Beleg schwedischer Gastfreundschaft und Lebensfreude. Ein Festabend anlässlich des Jubiläums in einem Themenpark und eine nächtliche Kreuzfahrt in die Umgebung Stockholms rundeten das Programm ab und weckten bereits jetzt Vorfreude auf das 40jährige Jubiläum.

Dr. Wolfgang Bengel