Gerda Leo: Ungebrannter Ton, 1928, Silbergelatine, 214 x 152 mm Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © Hans Ulrich Jessurun d’Oliveira, Amsterdam
Gerda Leo: Ungebrannter Ton, 1928, Silbergelatine, 214 x 152 mm Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Foto: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © Hans Ulrich Jessurun d’Oliveira, Amsterdam
Photograph*in
Hans Finsler, Heinrich Koch, Gerda Leo
Ausstellungsdatum
-
Name der Galerie / Museum / Ausstellungsort
Beschreibung

In Korrespondenz zu der Sonderausstellung textiler Bildkunstwerke Margret Eichers zeigt das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) im Turmkabinett Fotografien von Hans Finsler, Heinrich Koch und Gerda Leo.



Ob glänzende Seide, transparenter Tüll, Glas oder ungebrannter Ton – mit neuen Blickwinkeln und innovativen Gestaltungselementen machten sich die Künstler und Künstlerinnen des Neuen Sehens vor einem knappen Jahrhundert daran, mit fotografischen Mitteln das Wesen der Dinge offenzulegen. Nahsicht, Anschnitte, Ausschnitte, Variationen von Licht und Schatten, Schärfe und Unschärfe ersetzten tradierte Bildmuster und arbeiteten die Materialreize der Objekte gekonnt heraus.



Der Nachlass von Hans Finsler (1891 Heilbronn – 1972 Zürich) legte 1987 den Grundstein für die Sammlung Fotografie des Museums. Von 1922 bis 1932 arbeitete er an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und gründete dort die erste Klasse für Sachfotografie. Die Ausstellung konzentriert sich auf seine Aufnahmen von Stoffen der BURG, der Vereinigte Werkstätten A. G. München und der Schweizer Textilfabrik Heberlein & Co., an denen sich die von ihm entwickelte "optische Grammatik" zeigt: Sorgfältig drapiert fällt das Gewebe in weichen Wellen, rollt sich ein oder scheint fast zu schweben – nichts ist dem Zufall überlassen.

Der Bauhäusler Heinrich Koch (1896 Ungarisch Hradisch, heute Uherské Hradiště, Tschechien – 1934 Prag) war Finslers Schüler und ab 1932 sein Nachfolger an der BURG. Er war mit Benita Koch-Otte (1892, Stuttgart – 1976, Bielefeld) verheiratet, welche die Weberei der halleschen Kunstschule leitete. In nur kurzer Zeit entwickelte Koch ein stringentes OEuvre. Durchdachte Arrangements mit geometrischer Komposition von Linien und Formen arbeiten Struktur und Muster der Gewebe haptisch heraus.



Gerda Leo (1909 Hagen – 1993 Amsterdam) war Schülerin und Assistentin Hans Finslers. Ihre Fotografien von Gläsern, Ton, Küchenhölzern und Pflanzen verdeutlichen die bei Finsler erlernte Bildsprache, die sie eloquent in ihren eigenen Stil überführte. In Analogie zu den Stoffaufnahmen wird die Materialität der Objekte, ihre Oberfläche und Struktur gekonnt in Szene gesetzt und verdeutlicht so Finslers „optische Grammatik“ als übertragbare Bildsprache. 1929 nahmen Leo und Finsler an der wichtigen Ausstellung „Film und Foto“ des Deutschen Werkbundes in Stuttgart teil.