Claus Stolz. SUN/SONNE 220C
Claus Stolz. SUN/SONNE 220C
Photograph*in
Edgar Lissel und Claus Stolz
Datum
-
Kategorie
Experimentelle Photographie
Name der Galerie / Museum / Ausstellungsort
Beschreibung

Was ist eigentlich Fotografie? Unter anderem dieser Frage gehen Edgar Lissel und Claus Stolz nach. Beide erkunden auf ganz unterschiedlichen Wegen die Grundidee und die Grenzen des Fotografischen und verbinden dabei medienarchäologische Ansätze mit zeitgenössischen Technologien.



Edgar Lissel verfolgt einen stark konzeptionellen Ansatz. Er baut beispielsweise ganze Wohnräume zur Lochkamera um, sodass das auf dem Kopf stehende Abbild des urbanen Außenraumes auf der Bildfläche mit den Silhouetten des Mobiliars im Innenraum verschmilzt. Oder er bedient sich biologischer Phänomene, indem er bestimmte lichtsensible Bakterien im Entstehungsprozess von Bildern einsetzt. Der Wachstumsprozess dieser Bakterienkolonien macht Abbilder sichtbar, die nicht reproduzierbar wären, da sie gewissermaßen unter Anleitung des Künstlers durch das Zusammenspiel von Licht, Zeit, Bewegung und Raum entstanden sind. Dahinter steht eine Befragung der fotografischen Bildprozesse innerhalb derer Edgar Lissel jene Distanz zwischen sich selbst und dem fotografischen Ereignis aufhebt, die sich durch die Verwendung etwa einer Kamera ergeben würde.



Während Edgar Lissel so eine begreifbare Nähe und Unmittelbarkeit zum fotografischen Bild aufzeigt, überbrückt das Bild bei Claus Stolz bisweilen unvorstellbare Entfernungen: In seinen „Sunburns“ steht nichts, außer einer Linse, die das Sonnenlicht bündelt, zwischen der Lichtquelle und dem fotografischen Material. Ein über rund 150 Millionen Kilometer ausgedehnter Vorgang wird in seiner mikroskopischen Auswirkung sichtbar. Das ist eine radikale Form der analogen Fotografie, bei der der Künstler den kontrollierten Zufall plant, den Prozess startet, beobachtet und stoppt. Claus Stolz hat sich fotografischen Materialexperimenten verschrieben, die der Fotografie immanente Abbildungsfunktion ist für ihn ein Nebenaspekt. Dieser allerdings kommt in seiner Serie „Kammerspiel“ zum Tragen: was wie präzise scharf fotografierte, leuchtend farbige Blüten vor dunklem Grund erscheint, entpuppt sich als bizarre Stilleben-Arrangements.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation. Finissage mit Katalogvorstellung am Samstag, 19. Juni um 18 Uhr